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[web-translators-de] [Fwd: Re: Using your translation on gnu.org]


From: Michael Kallas
Subject: [web-translators-de] [Fwd: Re: Using your translation on gnu.org]
Date: Mon, 19 Feb 2007 23:29:22 +0100
User-agent: IceDove 1.5.0.9 (X11/20061220)

Hallo,

Robert Gehring hat die Übersetzung bewerkstelligt, von der ich
gesprochen hatte (ist angehängt). Er hat der Veröffentlichung auf
gnu.org unter Gewährung sämtlicher Rechte zugestimmt (Mail ging an RMS).

Viele Grüße
Michael

-------- Original-Nachricht --------
Betreff: Re: Using your translation on gnu.org
Datum: Mon, 19 Feb 2007 23:19:30 +0100
Von: Robert A. Gehring <address@hidden>
Antwort an: Robert A. Gehring <address@hidden>
An: Michael Kallas <address@hidden>
CC: Daniel Auener <address@hidden>
Referenzen: <address@hidden>
<address@hidden>

Hi Michael,

attached you will find the translation with all requested changes made.

We will inform you about the online version as soon as we have the
article published on the website for the new Open Source Jahrbuch 2007.

Regards,
Robert Gehring

> Hi,

> Robert A. Gehring schrieb:
>> Yes. As the translator I grant you the requested rights.

> Is there already a link to the version you translated, so I might
> forward it to address@hidden

> Best wishes
> Michael Kallas


-- 
mailto:address@hidden

-- 
Nobody can save your freedom but YOU -
Become a fellow of the FSFE! http://www.fsfe.org/en
Warum "`Open Source"' das Wesentliche von "`Freier Software"' verdeckt

Von Richard Stallman


Wenn wir von Freier Software sprechen, drücken wir damit aus, dass sie die 
unverzichtbaren Freiheiten der Anwender respektiert: die Freiheit, die Software 
laufen zu 
lassen; die Freiheit Freiheit, sie zu untersuchen und zu ändern; die Freiheit, 
bearbeitete oder 
unbearbeitete Kopien davon weiterzugeben. Es geht uns um die Freiheit, nicht 
ums Geld!  
Denken Sie also an "`Redefreiheit"' und nicht an "`Freibier"'.

Die genannten Freiheiten sind äußerst wichtig. Sie sind unverzichtbar -- nicht 
nur im Interesse 
der einzelnen Anwender, sondern weil sie die Solidarität in der Gesellschaft 
fördern, das 
miteinander Teilen und das gemeinschaftliche Handeln. Je mehr unsere Kultur und 
unsere 
Alltagsgeschäfte digitalisiert werden, desto größere Bedeutung gewinnen diese 
Freiheiten. In 
einer Welt digitaler Klänge, Bilder und Worte wird Freie Software immer mehr 
zum 
Synonym für Freiheit im Allgemeinen.

Viele Millionen Menschen setzen heute weltweit Freie Software ein. In einigen 
Regionen in 
Indien und Spanien lernen bereits alle Schüler den Umgang mit dem freien 
GNU/Linux-Betriebssystem
GNU/Linux. Doch die meisten dieser Anwender wissen nichts von den ethischen 
Gründen, aus denen wir 
dieses System entwickelt haben; sie haben nie etwas über die ethischen Motive 
unserer Gemeinschaft 
von Befürwortern der Freien Software gehört. Das liegt daran, dass das System 
und die Community 
immer häufiger mit dem Attribut "`Open Source"' belegt und so mit einer 
Philosophie in Verbindung 
gebracht werden, in der diese Freiheiten kaum eine Rolle spielen.

Die Freie-Software-Bewegung setzt sich seit 1983 für die Freiheiten der 
Computeranwender ein. 
Im Jahr 1984 haben wir damit begonnen, ein freies Betriebssystem namens GNU zu 
entwickeln. 
GNU sollte die unfreien Betriebssysteme ersetzen, die den Anwendern ihre 
Freiheiten verwehrten. 
In den achtziger Jahren haben wir auf der einen Seite wichtige 
Systemkomponenten entwickelt und 
auf der anderen Seite die GNU General Public License. Die GNU General Public 
License wurde 
ausdrücklich dafür geschrieben, die Freiheiten aller Anwender eines Programms 
zu schützen.

Nicht alle Entwickler und Anwender Freier Software waren mit den Zielen der 
Freie-Software-Bewegung 
einverstanden. Einige von ihnen bildeten 1998 eine Splittergruppe und fingen
an, für "`Open Source"' die Werbetrommel zu rühren. Am Anfang wurde der 
Ausdruck "`Open 
Source"' mit dem Argument vorgeschlagen, dass sich damit einige 
Missverständnisse in der 
Interpretation des Begriffs "`Freie Software"' vermeiden ließen. Aber schon 
recht bald 
verbanden sich damit philosophische Ansichten, die sich stark von denen der 
Freie-Software-Bewegung 
unterschieden.

Einige der Befürworter von "`Open Source"' sahen es als eine 
"`Marketing-Kampagne für Freie 
Software"'. Durch die Betonung praktischer Vorteile und den Verzicht auf 
möglicherweise 
unbequeme Diskussionen darüber, was richtig oder falsch sei, sollte die 
Attraktivität für die 
Geschäftswelt erhöht werden. Es gab aber auch Open-Source-Verfechter, die die 
ethischen 
und sozialen Wertvorstellungen der Freie-Software-Bewegung schlicht ablehnten. 
Ganz 
egal, welche Position sie einnahmen, in ihrer Werbung für "`Open Source"' 
wurden diese 
Werte nicht erwähnt. Und so kam es, dass der Ausdruck "`Open Source"' nach 
kurzer Zeit in 
der Praxis nur noch für praktische Werte wie leistungsfähige, zuverlässige 
Software stand. Die 
meisten Open-Source-Unterstützer sind erst später dazugekommen und so ist es 
für sie ganz 
normal, den Begriff "`Open Source"' nur noch in diesem praktischen Sinn zu 
verstehen.

Fast jede Open-Source-Software ist Freie Software, die beiden Begriffe 
beschreiben so 
ziemlich dieselbe Kategorie von Software. Aber sie stehen für grundverschiedene 
Wertvorstellungen. Open Source ist eine Entwicklungsmethode, bei Freier 
Software geht es
um eine soziale Bewegung. Für die Freie-Software-Bewegung ist Freie Software 
ein ethischer 
Imperativ, denn nur Freie Software respektiert die Freiheit des Nutzers. Im 
Gegensatz dazu 
fragt die Open-Source-Philosophie immer nur danach, wie man Software "`besser"' 
machen 
kann, also nach praktischen Aspekten. Die Kernaussage ist, dass unfreie 
Software eine 
suboptimale Lösung darstellt. Die Freie-Software-Bewegung sieht unfreie 
Software 
hingegen als ein soziales Problem an, für das Freie Software die Lösung 
darstellt.

Freie Software, Open Source; Wenn es im Grunde um dieselbe Software geht, 
spielt es da 
überhaupt eine Rolle, welchen Namen man dem Kind gibt? Ja, denn 
unterschiedliche Wörter 
vermitteln unterschiedliche Ideen. Ein freies Programm mag Ihnen hier und heute 
auch unter 
anderem Namen dieselben Freiheiten einräumen. Um aber Freiheit zu schaffen, die 
von Dauer 
ist, muss man den Menschen den Wert von Freiheit vermitteln. Wenn Sie dabei 
helfen wollen,
kommen Sie nicht umhin, über "`Freie Software"' zu sprechen.

Wir, die Freie-Software-Bewegung, sehen das Open-Source-Lager nicht als Gegner 
an. 
Proprietäre Software ist der Gegner. Doch wir wollen, dass die Menschen 
verstehen, dass wir 
für Freiheit eintreten. Deshalb lassen wir uns nicht als 
Open-Source-Unterstützer bezeichnen.


  Missverständnisse von "`Freier Software"' und "`Open Source"'

Der Ausdruck "`Freie Software"' kämpft mit einem Interpretationsproblem. In 
unserem Sinne 
bezieht sich das "`frei"' auf Freiheit, wie beispielsweise in der Phrase 
"`Software, die dem 
Anwender gewisse Freiheiten gibt"'. Sprachlich korrekt, aber nicht in unserem 
Sinne lässt sich 
das "`frei"' auch als kostenlos interpretieren: "`Software, die es kostenlos 
gibt"'. Wir lösen 
dieses Problem, indem wir eine Definition für "`Freie Software"' 
veröffentlichen und den
Leuten sagen: "`Denkt an Redefreiheit, nicht an Freibier."' Das ist sicher 
keine perfekte 
Lösung; das Problem lässt sich damit nicht ganz aus der Welt schaffen. Ein 
unzweideutiger
und korrekter Ausdruck wäre sicher besser, wenn es damit keine anderen Probleme 
geben 
würde.

Unglücklicherweise sind alle anderen, in der englischen Sprache zur Verfügung 
stehenden 
Alternativen auch nicht unproblematisch. Viele Leute haben uns Alternativen 
vorgeschlagen, 
und wir haben sie uns alle angesehen, aber keine von denen ist so 
offensichtlich "`richtig"',
dass ein Wechsel eine gute Idee wäre. Jeder vorgeschlagene Ersatz für "`Freie 
Software"' hat 
seine eigenen semantischen Probleme -- und das gilt auch für 
"`Open-Source-Software"'.
 
Die offizielle Definition von "`Open-Source-Software"' (die von der Open Source 
Initiative 
veröffentlicht wird und zu lang ist, um sie hier zu zitieren) wurde indirekt 
von unseren 
Kriterien für Freie Software abgeleitet. Es gibt allerdings einige 
Unterschiede: In mancher 
Hinsicht ist sie liberaler, und das hat dazu geführt, dass die 
Open-Source-Unterstützer einige 
Lizenzen akzeptiert haben, die unserer Meinung nach die Anwender zu sehr 
einschränken. 
Davon abgesehen, kommen sich die beiden Definitionen in der Praxis ziemlich 
nahe.

Nichtsdestotrotz scheint der Ausdruck "`Open-Source-Software"' zu bedeuten: 
"`Du kannst dir 
den Quellcode ansehen"' -- und die meisten Menschen scheinen ihn genau so zu 
verstehen. 
Damit kommt aber ein viel schwächeres Kriterium zum Einsatz als bei Freier 
Software, viel
schwächer auch als in der offiziellen Definition von Open Source beschrieben. 
Damit werden 
auch viele Programme erfasst die weder Freie Software noch Open Source sind.

Da nun die scheinbare offensichtliche Bedeutung von "`Open Source"' nicht die 
ist, die von 
ihren Befürwortern beabsichtigt worden ist, verstehen die meisten Menschen den 
Begriff am 
Ende falsch. Der Schriftsteller Neil Stephenson definiert "`Open Source"' 
beispielsweise so:

"`Linux ist 'Open-Source-Software', was bedeutet, dass jedermann Kopien des
Quellcodes bekommen kann."'

Ich denke nicht, dass er die "`offizielle"' Definition ablehnt oder bestreitet. 
Ich glaube, er hat einfach nur die Konvention der englischen Sprache benutzt, 
um eine 
Bedeutung für den Begriff zu finden. Der US-Bundesstaat Kansas hat eine 
ähnliche Definition 
veröffentlicht:

"`Setzen Sie Open-Source-Software (OSS) ein. OSS ist Software, deren Quellcode 
kostenlos 
und öffentlich verfügbar ist. Allerdings variieren die spezifischen 
Lizenzbedingungen im 
Hinblick darauf, was man mit diesem Code machen darf."'

Die Open-Source-Leute reagieren auf so etwas mit einem Verweis auf ihre 
offizielle 
Definition, was aber bei ihnen nicht so effektiv ist wie bei uns. Der Ausdruck 
"`Freie 
Software"' hat zwei natürliche Bedeutungen, von denen eine die von uns 
verwendete ist. Wer 
einmal die Idee von "`Redefreiheit, nicht Freibier"' verstanden hat, weiß in 
Zukunft, was 
gemeint ist. Dagegen hat "`Open Source"' nur eine natürliche Bedeutung und 
diese 
unterscheidet sich von derjenigen, die ihre Befürworter ihr eigentlich 
zumessen. Und so 
kommt es, dass sich die offizielle Definition von "`Open Source"' nicht kurz 
und knapp 
erklären und begründen lässt. Die Verwirrung wird noch größer.


  Unterschiedliche Wertvorstellungen können zu ähnlichen Schlussfolgerung 
führen -- 
  aber das passiert nicht zwangsläufig

In den sechziger Jahren waren die radikalen Gruppen berühmt für ihren Hang zur 
Fraktionsbildung. Organisationen fielen im Streit um Strategiedetails 
auseinander und die
daraus entstehenden Gruppen behandelten sich gegenseitig als Feinde, obwohl sie 
doch den 
Kern ähnliche Ziele und Wertvorstellungen hatten. Die Rechte hat das zu ihrem 
Vorteil 
benutzt und die ganze Linke heftig angegriffen.

Es gibt Leute, die versuchen, die Freie-Software-Bewegung schlecht zu machen, 
indem sie 
die Meinungsunterschiede zwischen uns und den Open-Source-Anhängern mit den 
Auseinandersetzungen innerhalb der radikalen Gruppen damals vergleichen. Das 
verdreht 
aber die Tatsachen. Die Unterschiede zwischen uns und dem Open-Source-Lager 
liegen bei 
den Zielen und Wertvorstellungen, aber unsere unterschiedlichen Ansichten 
führen in der 
Praxis oft zu demselben Verhalten -- zum Beispiel zur Entwicklung Freier 
Software.

Das Ergebnis ist, dass Mitglieder der Freie-Software-Bewegung gemeinsam mit 
Vertretern 
aus dem Open-Source-Lager an Softwareprojekten arbeiten. Es ist schon 
bemerkenswert, wie
derart unterschiedliche philosophische Standpunkte doch so oft Menschen dazu 
motivieren 
können, zusammen an Projekten zu arbeiten. Und trotzdem sind die Auffassungen 
unterschiedlich und es gibt Situationen, in denen das zu unterschiedlichem 
Handeln führt.

Die Idee bei Open Source ist, dass Software leistungsfähiger und zuverlässiger 
wird, wenn 
man es den Anwendern erlaubt, die Software zu bearbeiten und 
weiterzuverbreiten. Dafür gibt 
es aber keine Garantie. Die Entwickler von proprietärer Software sind nicht 
notwendigerweise 
inkompetent. Manchmal schreiben Sie ein Programm, das leistungsfähig und 
zuverlässig ist, 
obwohl es die Freiheiten der Anwender nicht respektiert. Wie werden Aktivisten 
für Freie 
Software und Open-Source-Enthusiasten darauf reagieren?

Ein reiner Open-Source-Enthusiast, der überhaupt nicht von den Idealen der 
Freien Software 
beeinflusst ist, wird sagen: "`Ich bin zwar überrascht, dass du so ein 
anständiges Programm 
produziert hast, ohne unser Entwicklungsmodell zu benutzen, aber Du hast es 
geschafft. Wo 
bekomme ich eine Kopie her?"' Durch solches Verhalten werden Handlungsweisen 
belohnt, 
die unserer Freiheiten beschneiden und schließlich zu deren Verlust führen.

Der Freie-Software-Anhänger wird sagen: "`Dein Programm ist zwar attraktiv, 
aber nicht für 
den Preis meiner Freiheit. Ich werde daher ohne das Programm auskommen müssen. 
Stattdessen werde ich ein Projekt unterstützen, das eine freie Alternative 
entwickelt."' Wenn 
uns unsere Freiheit etwas Wert ist, haben wir die Möglichkeit, so zu handeln, 
dass wir sie 
bewahren und verteidigen.


  Leistungsfähige, zuverlässige Software kann schlecht sein

Unser Wunsch nach leistungsfähiger und zuverlässiger Software basiert auf der 
Grundannahme, dass Software dazu da ist, dem Anwender zu nützen. Je 
leistungsfähiger 
und zuverlässiger sie ist, desto besser kann sie seinen Zwecken dienen.
Aber Software dient nur dann den Zwecken ihrer Anwender, wenn sie ihre Freiheit 
respektiert. Was aber, wenn die Software nur dazu dienen soll, den Anwendern 
Fesseln 
anzulegen? Dann bedeutet mehr Zuverlässigkeit nichts anderes, als das es 
schwerer wird, die 
Fesseln zu sprengen.

Unter dem Druck der Film- und Musikunternehmen wird Anwendersoftware zunehmend 
so 
gestaltet, dass sie die Handlungsspielräume der Anwender einschränkt. Dieses 
bösartige
Verhalten ist bekannt unter dem Namen DRM, oder auch Digital Restrictions 
Management 
(siehe http://www.DefectiveByDesign.org), und bildet die Antithese zu den 
Freiheitsidealen 
der Freie-Software-Bewegung. Und es geht nicht nur um Ideale: Da es das Ziel 
von DRM ist, 
Ihre Freiheiten zu beschneiden, bemühen sich die DRM-Entwickler darum, es Ihnen 
so schwer 
wie möglich zu machen, unmöglich, oder sogar illegal, DRM-Software zu verändern.

Trotzdem haben einige Open-Source-Befürworter den Vorschlag gemacht, 
"`Open-Source-DRM-Software"'
zu entwickeln. Ihr Vorschlag läuft darauf hinaus, dass durch die 
Veröffentlichung der Quellcodes 
von Programmen, die dazu gedacht sind, den Zugang zu verschlüsselten Medien zu 
beschränken, 
eben diese Programme leistungsfähiger und zuverlässiger werden -- Programme, 
die Anwender wie 
Sie in ihrem Handeln einschränken. Anschließend werden diese Programme zusammen 
mit Geräten 
ausgeliefert, die es Ihnen nicht mehr erlauben, die Software zu ändern.

Solche Software mag "`Open Source"' sein, und sie mag das 
Open-Source-Entwicklungsmodell 
benutzen, aber sie wird keine Freie Software mehr sein, denn sie respektiert 
die Freiheiten der 
Anwender nicht mehr. Sollte das Open-Source-Entwicklungsmodell tatsächlich dazu 
führen, 
dass solche Software leistungsfähiger und zuverlässiger darin wird, Ihre 
Handlungsfreiheiten 
zu beschränken, macht das die ganze Sache nur schlimmer.


  Die Angst vor der Freiheit

Der wichtigste Grund für die Verwendung des Begriffs "`Open Source"' war, dass 
die 
ethischen Ideen von "`Freier Software"' bei manchen Leuten ein Unwohlsein 
auslösen würden.
Das stimmt: Über Freiheit, Ethik, Verantwortlichkeit und Bequemlichkeit zu 
reden, heißt, von 
den Leuten zu verlangen, dass sie über Dinge nachdenken, die sie lieber 
ignorieren würden, 
zum Beispiel, ob ihr Verhalten ethisch ist. Das kann Unbehagen auslösen und 
manche Leute 
werden sich dagegen sperren. Daraus folgt aber nicht, dass wir aufhören 
sollten, über diese 
Dinge zu sprechen.

Die Anführer der Open-Source-Bewegung haben sich aber entschieden, genau das zu 
tun. Sie 
haben gemerkt, dass sich ihre Software besser "`verkaufen"' lässt, besonders an 
Unternehmen, 
wenn sie aufhören, über Ethik und Freiheit zu reden, und stattdessen nur noch 
über den 
praktischen Nutzen der Software.

An seinem Ziel gemessen, hat sich dieser Ansatz als wirkungsvoll erwiesen. Die 
Rhetorik von
Open Source hat viele Unternehmen und Individuen dazu gebracht, Freie Software 
zu nutzen 
oder sogar zu entwickeln, wodurch unsere Gemeinschaft gewachsen ist -- 
oberflächlich 
gesehen, in rein praktischer Hinsicht. Die Philosophie von Open Source, mit 
ihrer 
Ausrichtung auf rein praktische Werte, steht einem tieferen Verständnis der 
Werte von Freier
Software im Wege. Sie bringt zwar viele neue Mitglieder in unsere Gemeinschaft, 
lehrt sie 
aber nicht, diese auch zu verteidigen. Auch wenn neue Mitglieder keine 
schlechte Sache sind, 
so reicht das nicht aus, um die Freiheit auf ein sicheres Fundament zu stellen. 
Anwender 
dazu zu bringen Freie Software zu verwenden, ist nur ein Schritt auf dem Weg 
der sie schließlich 
dazu bringen soll, ihre eigene Freiheit auch zu verteidigen.

Früher oder später werden diese Anwender mit Angeboten an proprietärer Software 
konfrontiert, die praktische Vorteile bietet, und sie wieder zum Wechseln 
veranlassen soll. 
Zahllose Softwarehersteller locken mit solchen Angeboten, zum Teil sogar 
kostenlos. 
Warum sollten die Anwender das zurückweisen? Dazu werden sie nur bereit sein, 
wenn sie 
den Wert der Freiheit, den Freie Software ihnen bietet, als solchen schätzen 
gelernt haben und
ihm größere Bedeutung zumessen als den technischen und praktischen 
Bequemlichkeiten, die 
ihnen eine spezifische Freie Software bietet. Um das zu erreichen, müssen wir 
über Freiheit 
sprechen. In gewissem Umfang kann der "`Stillschweigen-Ansatz"' der 
Gemeinschaft nützlich 
sein, aber er wird ihr gefährlich, sobald er allgegenwärtig wird und die Liebe 
zur Freiheit nur 
noch als exzentrisch wahrgenommen wird.

Genau in dieser gefährlichen Situation stecken wir gegenwärtig. Die meisten 
Menschen, die 
etwas mit Freier Software zu tun haben, reden nicht viel über Freiheit, weil 
sie so in der
Geschäftswelt leichter Akzeptanz finden. Dieses Verhaltensmuster kann man 
besonders bei 
den Softwaredistributoren beobachten. Praktisch alle GNU/Linux-Distributoren 
kombinieren 
das freie Betriebssystem mit proprietären Softwarepaketen. Gegenüber den 
Anwendern 
stellen sie als Vorteil dar, was eigentlich einen Verlust an Freiheit bedeutet.

Proprietäre Softwarepakete und zum Teil unfreie GNU/Linux-Distributionen fallen 
auf 
fruchtbaren Boden, da die meisten Mitglieder unserer Gemeinschaft nicht mehr 
auf den 
Softwarefreiheiten bestehen. Das ist kein Zufall. Die meisten 
GNU/Linux-Anwender sind zu 
dem System über eine "`Open-Source-Diskussion"' gekommen, die Freiheit nicht 
als Ziele 
propagiert. Handlungsweisen, die die Freiheit nicht verteidigen, und Reden, in 
denen Freiheit 
nicht vorkommt, gehen Hand in Hand, bestätigen sich wechselseitig. Um diese 
Entwicklungstendenz zu überwinden, müssen wir häufiger, nicht seltener, von 
Freiheit reden.


  Zusammenfassung

Zu einer Zeit, in der die Befürworter von Open Source unserer Gemeinschaft 
immer neue 
Mitglieder zuführen, müssen wir als Freie-Software-Anhänger uns noch stärker 
dafür 
einsetzen, bei diesen neuen Mitgliedern Bewusstsein für die Sache der Freiheit 
zu schaffen. 
"`Es ist Freie Software und sie gibt Dir Freiheit!"'  -- Das müssen wir lauter 
und öfter sagen als 
zuvor. Und jedes Mal, wenn Sie "`Freie Software"' an Stelle von "`Open Source"' 
sagen, 
unterstützen Sie unsere Sache.

Attachment: signature.asc
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